Eisenbahngeschichte

Das „Eisenbahnzeitalter“ für Pronsfeld begann im Jahre 1886, als die Teilstrecke Prüm – Pronsfeld - Bleialf der Westeifelbahn in Betrieb genommen wurde.
3 Jahre vorher hatte bereits die Kreisstadt Prüm Anschluss zum Bahnhof Gerolstein und damit zur Eifelbahn gefunden, die seit 1871 Trier mit Köln und so mit dem überregionalen deutschen Eisenbahnnetz verband.

1888 wurde die Strecke von Bleialf nach St Vith weitergeführt. Bei diesem Teilstück war die Errichtung etlicher Brücken und der Bau der Tunnels bei Bleialf und Lommersweiler erforderlich.

Über die ab 1889 durchgehend befahrbare "Vennbahn" konnte man nunmehr von Pronsfeld auch Aachen und Luxemburg mit dem Zug erreichen.

Der Bau der Westeifelbahn hatte nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung der Region zum Ziel , sondern diente auch militärischen Zwecken. Truppen sollten schnell per Bahn verlegt werden können und so standen bei Planung und Bau mililitärische Überlegungen an erster Stelle.

Bahnhof Pronsfeld um 1900


Eisenbahnknotenpunkt Pronsfeld (Karte 1917)

Strecke Neuerburg: Bierbachbachviadukt bei Pronsfeld

"In Richtung Neuerburg und Waxweiler umsteigen !“, so hieß es ab 1907 , wenn Züge aus Gerolstein oder St. Vith in den Bahnhof Pronsfeld einliefen. Mit der Inbetriebnahme der Stichbahnen nach Waxweiler (8,5 km) und nach Neuerburg (25,4 km) war Pronsfeld zu einem wichtigen Bahnknotenpunkt geworden. Die Bahn- und Gleisanlagen wurden erweitert und reger Personen- und Güterverkehr herrschten auf dem ausgedehnten Bahngelände. Vielen Menschen der Region bot die Bahn einen sicheren Arbeitsplatz mit geregeltem Einkommen. Der Ort erlebte einen großen Aufschwung.



Im Ersten Weltkrieges rollten ununterbrochen die Nachschubzüge Richtung Westfront und ein zweites Gleis wurde 1916 angelegt, in Bleialf (1917) und Lommersweiler wurden 2 zusätzliche Tunnelröhren gebaut, um den Zugverkehr bewältigen zu können. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde St. Vith durch den Vertrag von Versailles 1920 belgisch, Bleialf wurde für den Bahnverkehr Zollstation. Das zweite Gleis musste 1930 abgebaut, eine Tunnelröhre bei Bleialf geschlossen werden. Der Zugverkehr wurde nunmehr durch die 1917 gebaute Röhre geführt. 3 Zugpaare verkehrten nur noch zwischen Pronsfeld und St. Vith.

Während des Westwallbaues ( 1936) wurde der Bahnhof Pronsfeld zu einem großen Umschlagplatz für das Baumaterial, das zum Bau der Bunker und Sperranlagen ("Höckerlinie") herangeschafft wurde. Auch die zahlreichen Westwallarbeiter, die in großen Barackenlagern lebten, benutzten die Bahn als Verkehrsmittel.

Gleisarbeiter ("Rotte") im Alfbachtal (1930er Jahre)

Eisenbahnerin auf dem Bahnhof Pronsfeld (ca. 1940)

Im Zweiten Weltkrieg diente die Strecke in erster Linie wieder militärischen Zwecken. Truppen- und Materialtransporte Richtung Westen hatten Vorrang vor zivilem Bahnverkehr. 1940 wurde St. Vith nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien dem Deutschen Reich einverleibt. Die Deutsche Reichsbahn befuhr wieder die Strecke ebenso wieder die Vennbahn.

Als wichtiger Nachschubbahnhof war Pronsfeld 1944/45 bevorzugtes Ziel aliierter Luftangriffe. Am Ende des Krieges, waren die Bahnanlagen und der Bahnhof verwüstet, die Brücken waren zum Teil von deutschen Truppen beim Rückzug gesprengt worden. Auch das Dorf war durch die Bombardierungen und den Artilleriebeschuss stark in Mitleidenschaft gezogen und zu rund 80% zerstört.

Nach Beseitigung der schwersten Schäden wurde der Bahnbetrieb nach und nach wieder aufgenommen. 1949 verkehrten wieder Züge nach Bleialf/Ihren, 1950 nach Waxweiler und erst 1952 nach Neuerburg, weil bei dieser Strecke die großen Viadukte bei Pronsfeld und Euscheid wieder erbaut werden mussten.

Der Zugverkehr nach St. Vith, das seit 1945 wieder zum belgischen Staatsgebiet gehört, wurde nicht mehr aufgenommen, obwohl Züge aus Belgien über eine Notbrücke über den Grenzfluss Our den Bahnhof Bleialf anfuhren, um Holz aus der Schneifel nach Belgien abzutransportieren. Ihren wurde Endstation der Westeifelbahn, die Verbindung nach St. Vith und zur Vennbahn blieb unterbrochen.


Eisenbahner in Pronsfeld (1930er Jahre)


1949 : "Großer Bahnhof" für den Sonderzug

1949: Eröffnung der Strecke Prüm-Bleialf , Sonderzug in Pronsfeld

Nach einer kurzen Blütezeit des Bahnbetriebes in Pronsfeld erfolgte jedoch schrittweise der Niedergang.

Die Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße hatte
die Stilllegung der Strecken zur Folge.

Streckenstillegung

Pronsfeld-Bleialf Personenverkehr 1965 Güterverkehr 1987

Pronsfeld-Waxweiler Personenverkehr 1965 Güterverkehr 1987

Pronsfeld-Neuerburg Personenverkehr 1969 Güterverkehr 1989

Pronsfeld-Prüm Personenverkehr 1972 Güterverkehr 1994


Die Gleise nach Bleialf und Waxweiler wurden 1987 ,  nach Neuerburg 1991 abgebaut. Der "Rückbau" der Schienen nach Prüm erfolgte 2006.

Die Zeit bis zum Abbau der Gleise nutzten einige Eisenbahnclubs und Eisenbahnfreunde und veranstalteten Nostalgiefahrten. Einige Male wurden sogar Dampflokomotiven eingesetzt.

Nostalgiefahrt 1998 mit einer Lok BR 38

Nostalgiefahrt am 28 . Mai 1987: Einfahrt in den Bahnhof Pronsfeld

Nach und nach eroberte sich die Natur den Gleiskörper zurück, bis die Bahntrassen eine neue Bedeutung als familienfreundliche Radwege erhielten.
Die Gemeinde erinnert mit einem kleinen Eisenbahnmuseum an die "Eisenbahnzeit" in Pronsfeld.

Bahnhofsgelände Pronsfeld im Jahr 2004

Eisenbahnmuseum Pronsfeld im Jahr 2022

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